Projekt: A Journey in Clay and Cloth
Partizipatives Kunstprojekt in Kooperation mit der Nubuke Foundation in Ghana
„A Journey in Clay and Cloth“ bietet einen beispielhaften Einblick in das vielschichtige Kooperationsprojekt zwischen der Abteilung Textil – Freie, angewandte und experimentelle künstlerische Gestaltung (tex) an der Angewandten und der Nubuke Foundation in Ghana, welches 2014 mit dem Aufbau des Nubuke Centre for Textiles and Clay in Wa in Upper West Ghana ihren Anfang nahm. Seit 2018 werden regelmäßig Workshops abgehalten, um lokale Communities, Weber*innen und insbesondere Schüler*innen der Blinden- und Gehörlosenschule in Wa in die Aktivitäten des Zentrums miteinzubeziehen.
„A Journey in Clay and Cloth“ begann 2023 mit einem Workshop des Angewandte Teams (Karin Altmann, Barbara Putz-Plecko, Ute Neuber, Tristan Toé) an der Blindenschule in Wa, in denen Schüler*innen eingeladen wurden, mit Grafitstiften in einer freien und großzügigen Geste auf Papier zu zeichnen. Damit für die Schüler*innen die Bewegungen ihrer eigenen Hände erfahrbar werden und sich als Gestaltungsprozess weiter entfalten können, wurden ihre gezeichneten Linien mit Ton nachgeformt. Die Spur aus Ton bot den Händen die Möglichkeit zu „sehen“, zu begreifen und einen dialogischen Prozess in Gang zu setzen, in dem abwechselnd gezeichnet und nachgeformt wurde.
In diesem fortlaufenden Prozess des Gestaltens, Umgestaltens und der Konzentration auf die sinnliche Wahrnehmung der Hände entfalteten sich Figuren, kleine Szenen und Geschichten, welche von zwischenmenschlichen Beziehungen, dem Bezug zu sich selbst und der Verbindung zu der eigenen Umwelt erzählen. Nach dem Workshop wurden die dreidimensionalen Tonarbeiten fotografiert und in digitale Grafiken übersetzt.
Im März 2024 wurde das Projekt von Karin Altmann und Barbara Putz-Plecko weitergeführt. Aus den farbenfrohen Motiven entstand ein Textildruck, der als Basis für einen kollektiven Stickworkshop im Rahmen des WOORI Festivals 2024 diente. Während des Festivals wurde der zweidimensionale Textildruck gemeinsam mit Schüler*innen der Schule für Gehörlose und dem Festivalpublikum bestickt und wieder dreidimensional und taktil erfahrbar gemacht. Die Technik des Stickens wurde nicht zufällig gewählt. Sie bietet maximale Gestaltungsfreiheit, kommt in allen Kulturkreisen vor und weist die unterschiedlichsten Ausprägungen auf. Textile Aktivitäten haben die Kraft, Verbindungen zu schaffen, auch ohne Worte. Text und Textil haben denselben Ursprung; sie leiten sich vom lateinischen Wort texere „zusammenfügen“ ab, im Sinne von verbinden. Am Ende wurde das fertig bestickte Textil wieder den Schüler*innen der Blindenschule überreicht.